Jahresbericht 2023

Sechzehnter
Jahresbericht

Unsere Berufsbildung

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Saskia Schenker, Direktorin Arbeitgeberverband Region Basel

Chancen für unsere Jungen

Die Politik, die Wirtschaft und die Öffentlichkeit betonen gemeinsam immer wieder die Bedeutung der Berufslehre für die Schweiz. Das ist gut und wichtig. Es ist deshalb auch interessant, ein paar Zahlen genauer anzuschauen. Unsere Region schneidet leider nicht so gut ab.

Wie gut schaffen wir es eigentlich in der Schweiz, dass junge Menschen einen Abschluss einer beruflichen Grundbildung oder einer allgemeinbildenden Ausbildung erreichen? Dies zeigen die Abschlüsse auf Sekundarstufe II. Die berufliche Grundbildung wird mit einem eidgenössischen Fähigkeitszeugnis (EFZ) oder mit dem eidgenössischen Berufsattest (EBA) abgeschlossen. Zu den allgemeinbildenden Ausbildungen gehören die gymnasiale Maturität, die Berufsmaturität, die Fachmaturität und die Ausbildung an einer Fachmittelschule. Zwischen 2005/06 und 2022/23 nahmen gemäss Bundesamt für Sozialversicherungen die Abschlüsse um 12 Prozent zu. Ihre Verteilung auf die verschiedenen Bildungswege blieb in diesem Zeitraum ziemlich stabil: knapp zwei Drittel der jungen Menschen schlossen in der beruflichen Grundbildung, etwas über ein Viertel in allgemeinbildenden Ausbildungen und der restliche Prozentsatz in der Vorbereitung auf eine Berufsmaturität 2 oder in einer Übergangs- oder Zusatzausbildung ab.

Interessanterweise verfügt der Kanton Basel-Stadt im interkantonalen Vergleich über eine der tiefsten Abschlussquoten auf Sekundarstufe II mit 85.4 Prozent (Zahlen BfS, 2021). Auch der Kanton Baselland liegt mit 90.3 Prozent unter dem Schweizer Schnitt von 90.7 Prozent. Das bedeutet, dass in der Region Basel 10-15 Prozent der jungen Erwachsenen keine Ausbildung auf Sekundarstufe II abschliessen.

Wenn wir uns die Zahlen der Maturitätsabschlüsse genauer anschauen, zeigt sich, dass im Jahr 2021 42.7 Prozent der jungen Erwachsenen einen Maturitätsabschluss erworben haben. Dabei ist die gymnasiale Maturitätsquote mit 22.6 Prozent weiter verbreitet als die Berufsmaturitätsquote (16.2%). Für die vor zehn Jahren eingeführte Fachmaturität sind die ausgewiesenen Abschlussquoten (3.9%) noch relativ niedrig (Quelle BfS).

Die Unterschiede in den Kantonen sind auch hier gross. So sieht man in eher ländlichen Kantonen eine weniger hohe Maturitätsquote und eine stärkere Verankerung der Berufsbildung. In städtischen Kantonen und in der Romandie schwingen die gymnasialen Maturitäten obenauf. So hat Basel-Stadt eine der höchsten gymnasialen Maturitätsquoten der Schweiz, während die Berufsmaturitäten weniger verbreitet sind. Daraus lässt sich auf eine weniger gut verankerte Berufsbildung schliessen. Baselland liegt ebenfalls über dem schweizerischen Schnitt.

Die hohe Maturitätsquote in unserer Region besorgt uns als Arbeitgeberverband Region Basel, weshalb wir uns gemeinsam mit unseren Partnerverbänden, dem Gewerbeverband Basel-Stadt und der Handelskammer beider Basel in verschiedenen Projekten für die Stärkung der Berufsbildung einsetzen.

Unter anderem haben wir Verbände in Zusammenarbeit mit dem Erziehungsdepartement des Kantons Basel-Stadt begonnen, konkrete Massnahmen zur Verbesserung des Berufsbildungs-Images und zur Minderung der zu hohen Gymquote in Angriff zu nehmen. Geplant ist eine Kampagne zur besseren «Aufklärung» der Schülerinnen und Schüler, der Lehrpersonen sowie der Eltern. Gerade Letztere haben einen grossen Anteil daran, ob Jugendliche den Berufsbildungsweg einschlagen oder nicht. Quasi als «Startschuss» veranstalteten wir Ende 2023 den «Treffpunkt Volksschulen – Wirtschaft», an dem die diversen Bezugsgruppen ganz direkt angesprochen wurden. Ausserdem engagieren wir uns – seit Jahren – in vielen Gremien für die Stärkung der Berufsbildung, beispielsweise in der «Interessensgemeinschaft Kaufmännische Grundbildung (IGKG)», welche für die Organisation und Durchführung der obligatorischen überbetrieblichen Kurse (ÜK) in der Region Basel für die Ausbildungs- und Prüfungsbranche «Dienstleistung und Administration» für Kaufleute zuständig ist. Die IGKG ist eines von mehreren Beispielen aus der Welt der Berufsbildung, die wir Ihnen auf den folgenden Seiten anhand einiger Bildergeschichten vorstellen.

Wir können nicht genügend betonen, wie wichtig die Berufsbildung ist. Gerade im Vergleich mit dem Ausland wird dies überdeutlich: So lag im Jahr 2023 in der Schweiz die Jugendarbeitslosenquote nach nationaler Definition (SECO) durchschnittlich bei drei Prozent und die Jugenderwerbslosenquote nach internationaler Definition (ILO) bei 8.1 Prozent (Quelle: Statista). Der EU-27-Schnitt lag bei 14.9 Prozent nach ILO. Damit verfügt die Schweiz im internationalen Vergleich über eine tiefe Jugendarbeitslosigkeit. 

Im innerschweizerischen Vergleich zeigt sich, dass die junge Generation weniger häufig von Arbeitslosigkeit betroffen ist als die 25-49-Jährigen, jedoch meist etwas mehr als die 50-64-Jährigen (Seco, Lage auf dem Arbeitsmarkt). Gleichzeitig stellen wir auch hier fest, dass die Arbeitslosigkeit per se und damit auch die Jugendarbeitslosigkeit im Kanton Basel-Stadt höher sind als im Schweizer Schnitt: Die Arbeitslosenquote lag im Schnitt im Jahr 2023 bei 3.1 Prozent (Schweiz 2.0 Prozent), die Jugendarbeitslosigkeit im Dezember 2023 bei 3.3 Prozent (Schweiz 2.2 Prozent). Im Kanton Baselland lagen alle Werte deutlich tiefer.

Das alles zeigt: Eine starke Verankerung der Berufsbildung in der Gesellschaft ist entscheidend dafür, dass möglichst viele junge Menschen einen Sek II-Abschluss erreichen und den Weg in den Arbeitsmarkt finden. In städtischen Gebieten wie dem Kanton Basel-Stadt hat die Berufsbildung in der Bevölkerung einen weniger stark verankerten Stellenwert, was sich auch in den verschiedenen Statistiken negativ niederschlägt. Wir müssen deshalb gemeinsam, – Wirtschaft, Politik, Verbände, Schulen, Lehrerinnen und Lehrer – alles daransetzen, dass Eltern und Jugendliche frühzeitig über die Möglichkeiten und die Bedeutung einer Berufslehre informiert und sensibilisiert werden.

Das ist eine Daueraufgabe, die wir gerne wahrnehmen und der in diesem Jahresbericht auch unser Fokus gewidmet ist.

Saskia Schenker,
Direktorin Arbeitgeberverband Region Basel